Ein neuer Stern am Musikhimmel - Das KLU Startup AIDAR

Die Suche nach den Stars von morgen kann für unabhängige Musiklabels zur Herausforderung werden: Anders als Branchenriesen wie Warner oder Universal durchforsten sie Online-Musikplattformen manuell nach vielversprechenden Talenten – ein zeitaufwändiger Prozess, bei dem nicht selten der Zufall regiert. Dank des innovativen Start-ups AIDAR, gegründet von KLU-Alumnus Dr. Janek Meyn und KLU-Doktorandin Yana Asenova, könnte sich das bald ändern. Mittels Künstlicher Intelligenz – AIDAR steht für AI-gestütztes A&R – wollen die beiden kleine Labels dabei unterstützen, neue Sterne am Musikhimmel aufgehen zu lassen.

Die Idee für AIDAR entstand vor drei Jahren durch ein Zufallstreffen, so Co-Founder Dr. Janek Meyn. „Ich machte gerade meinen PhD in Music Marketing und wir haben im Hamburger Rathaus unsere Arbeiten zu Vergütungsmodellen für Streamingdienste präsentiert. Der CEO eines Hamburger Indie-Labels war interessiert und meinte, wir sollten uns unterhalten. Natürlich waren wir einverstanden, wir brauchten ja Konsumentendaten für unsere Untersuchungen.“

Aus diesem Gespräch ergaben sich weitere Treffen, bei denen irgendwann die Frage aufkam, wie man Daten aus der Musikindustrie so nutzen könnte, dass sie bei der immerwährenden Suche nach dem nächsten großen Ding helfen. „Auch heutzutage suchen viele A&R – Artist & Repertoire – Manager neue Talente, indem sie Spotify öffnen und sich mehr oder weniger wahllos irgendwelche Künstlerinnen und Künstler anhören“, so Meyn, der vor der Start-up-Gründung bereits für Lufthansa Technik und den Consulting-Riesen CGI tätig war. „Als mir das klarwurde, dachte ich mir, wir brauchen einen datenbasierten Ansatz;  durch Maschinenlernen können wir Künstlerinnen und Künstler finden, die richtig gut zu den einzelnen Labels passen.“

Wenn man bedenkt, dass rund 60 Prozent aller Musiklabels weniger als fünf Mitarbeitende haben und ihre Jahreseinnahmen unter der 250.000-Euro-Marke liegen, überrascht es nicht, dass kleinen Labels häufig nichts anderes übrig bleibt, als auf Online-Plattformen nach Talenten zu suchen, die sie unter Vertrag nehmen könnten. „Diesen Labels stehen einfach nicht dieselben Ressourcen zur Verfügung wie den „Big Three“ – Warner, Universal und Sony – die natürlich stark in Daten und Datenwissenschaftler investiert haben“, erklärt der gebürtige Hamburger Meyn. „Diese Lücke wollen wir schließen und die Datenwissenschaftler der Indie-Labels sein.“

Damit ein solches Projekt Fahrt aufnimmt, braucht es natürlich viel Unterstützung. Hier spielte die KLU eine tragende Rolle. Sie stellte dem Start-up nicht nur ein Büro zur Verfügung, sondern sorgte auch für wertvolle Kontakte. So lernten sich beispielsweise Meyn und Co-Founderin Yana Asenova durch die Hochschule kennen. Die neunundzwanzigjährige Bulgarin ist selbst Datenwissenschaftlerin und Absolventin der International Music Business School in Barcelona. Nur wenige Wochen, nachdem sie im Januar als Doktorandin im Bereich Music Marketing an der KLU angefangen hatte, traf sie auf Meyn. Dass die beiden ein Team wurden, verdanken sie auch dem intensiven Community-Gefühl, das an der Hochschule gefördert wird – davon ist Asenova überzeugt. „Die KLU hat dafür gesorgt, dass wir sehr schnell warm geworden sind miteinander. Obwohl ich Janek vorher nicht kannte, war da bereits ein gewisses Vertrauen, einfach, weil wir beide Teil der KLU-Community sind.“ 

Auch die finanzielle Förderung steht inzwischen. Hier leisteten die Universität Hamburg und Prof. Michel Clement, bei dem Meyn während seines Master-Studiums studiert und mit dem er als Doktorand an Studien gearbeitet hat,  wertvolle Unterstützung. Die Mittel, die das deutsche Förderprogramm EXIST zur Verfügung stellt, decken die Start-up-Gehälter für ein Jahr ab und ermöglichen es den Gründern zudem, im Laufe des Jahres zwei weitere KLU-Absolventen – Lyubomir Kushev und Caspar Hoeyng – einzustellen. In Anbetracht der Tatsache, dass die Künstlerdatenbank von AIDAR immer weiter wächst und inzwischen ein Minimum Viable Product (MVP) auf den Markt gebracht wurde, scheint eines sicher: Das Start-up ist auf dem richtigen Weg.

Natürlich gibt es in der Musikbranche auch Widerstand gegenüber der Idee, auf KI zu setzen. Manch einer, der im Bereich A&R tätig ist, bangt um seinen Job. Meyn versteht die Besorgnis und stellt klar: „Wir wollen hier definitiv niemandem den Arbeitsplatz wegnehmen. AIDAR ist einfach nur ein Werkzeug, das die Arbeit erleichtert. Unsere Datenbank umfasst derzeit 3,2 Millionen Künstlerinnen und Künstler sowie Informationen zu ihrem Musikstil, dem Stand ihrer Laufbahn, der Anzahl ihrer Follower und so weiter. Und wir haben Informationen über die Labels. Etwa,ob sie ausschließlich ein bestimmtes Genre suchen oder breiter interessiert sind. Wollen sie zum Beispiel nur ausgewiesene Dance Tracks oder nur Songs mit einem sehr positiven Vibe?“

Mittels Maschinellem Lernen werden dann jeweils die Künstlerinnen und Künstler gefunden, die am besten zu einem bestimmten Label passen. „Hat ein Label unsere Empfehlung erhalten, findet die ganz normale A&R-Arbeit statt und die Labels schauen, ob ihnen die Künstlerin oder der Künstler tatsächlich gefällt“, erläutert Asenova. „Ist das der Fall, kommt es zur Kontaktaufnahme. Und gefällt ihnen nicht, was sie hören, weisen sie der Künstlerin oder dem Künstler auf einer Skala von 1 bis 7 einen niedrigeren Wert zu. Dieses Feedback benutzen wir dann, um das Maschinenlernmodell zu trainieren. Je häufiger die KI zum Einsatz kommt, desto passgenauere Empfehlungen kann sie den Labels liefern.“

Führt man sich vor Augen, wo überall neue Technologien die Musikproduktion schon bereichert haben – sei es durch E-Gitarre, Trommelsynthesizer, Laptop oder Halleffekt-Software – dann erscheint es nur folgerichtig, dass eine Innovation wie AIDAR es jetzt den Musikschaffenden leichter macht, entdeckt zu werden.  

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